Selbst bei den Influencern kommt das Klima (ein bisschen) an

„Ein Wochenende in Stockholm, ein Kurztrip nach Barcelona und der Erholungsurlaub auf Teneriffa. Bis vor kurzem habe ich mir kaum Gedanken darüber gemacht, wie schädlich Flugreisen für unsere Umwelt sind. Im Gegenteil: Ich habe den Jetset-Lifestyle vieler Influencer bewundert und mich gefreut, wenn ich möglichst viele Flugmeilen auf mein Konto schreiben konnte.

Erst Anfang dieses Jahres habe ich mir bewusst Gedanken darüber gemacht, wie sich Flugreisen auf meinen ökologischen Fußabdruck auswirken. Ich war noch nie ein Fan von Kurzstreckenflügen innerhalb Deutschlands. Da nehme ich, wenn es nicht anders geht eigentlich immer lieber die Bahn. Allerdings bin ich gerne mal übers Wochenende weggeflogen – etwas, das ich in Zukunft auf jeden Fall vermeiden möchte.“

Und ja… CO2-Kompensation ist besser als nichts! Aber: Von Stuttgart nach Berlin, und auch von München nach Stockholm und Zürich nach Barcelona, steigt verdammt noch mal in den Zug.

https://www.zeit.de/die-antwort/2019-06/co2-kompensation-klimabilanz-fluege-faq

#Wienstanbul – Hin und Zurück mit dem Zug nach Istanbul

Etwa 48 Stunden, also genau zwei Tage fährt man mit dem Zug von Wien nach Istanbul… und nein Stadtbesichtigungen in Ljubljana, Zagreb, Belgrad, Niš, Sofia oder Plovdiv sind in dieser Reisezeit nicht inkludiert. Seien wir uns ehrlich, der Flug von Istanbul nach Wien dauert 2h15min, also in knapp 6-7 Stunden von Stadtzentrum zu Stadtzentrum, wer fährt da schon mit dem Zug?

Das Warum hat viel damit zu tun, dass der Urlaub mit dem Besteigen des Zuges beginnt, dass also die langsamere Anreise ein wichtiger Teil der Reise selbst ist. Das Kartenspielen im Speisewagen, das bestaunen der großartigen Landschaft des Balkans aus den offenen Fenstern, gehört genauso dazu, wie das sanfte Einschlafen während des monotonen Ratterns der Liegewagen.

http://blog.oebb.at/mit-dem-zug-von-wien-nach-istanbul/

Aviation industry must get real about emissions

https://www.theguardian.com/world/2019/jul/01/aviation-industry-must-get-real-about-emissions

The idea that the aviation industry can continue to expand to give “more people the opportunity to sustainably travel and do business around the world” is just nonsense. For the sake of all our futures, we have to reduce our consumption and be thoughtful about our carbon footprints, and this includes our use of aviation. We cannot carry on in the same vein, taking flights as and when we wish. There is no entitlement to air travel; indeed, mass air transit is a relatively recent thing, so it shouldn’t be difficult to turn the clock back to when air travel was an adventure every few years rather than a routine weekend break or one of several foreign holidays or business trips a year. The climate emergency is happening now; I write as we have experienced the hottest day of the year with a record 34C at, guess where, Heathrow!
Kim Hoare
Westhall, Suffolk

Warum nachhaltiges Reisen Selbstbetrug ist

http://dasreiseportal.eu/2019/06/02/warum-nachhaltiges-reisen-selbstbetrug-ist/

Ich stecke in einem Dilemma: Im Alltag mache ich gerne Dinge fürs Klima. Ich esse kein Fleisch, kaufe Secondhand-Kleidung und fahre Rad oder mit den Öffentlichen. Mich aber für die Umwelt auf ein nahes Urlaubsland beschränken oder sogar zu Hause bleiben? Mhmmm, lieber nicht. Meine Reiselust ist laut einem Fußabdrucktest im Internet auch der Grund dafür, dass mein ökologischer Fußabdruck mit 15,28 Tonnen CO2 deutlich höher ist als der deutsche Durchschnitt, der bei einem Verbrauch (korrekterweise: „Ausstoss“, meine Anmerkung) von 12,36 Tonnen CO2 im Jahr liegt.

Die „grünen“ Unterkünfte gaben mir das Gefühl, besser als die Massentouristen zu sein. Doch war ich das?

Viele Deutsche sind sich ihrer Verantwortung laut der Reiseanalyse aber bewusst und möchten nun zumindest umweltfreundlicher reisen. So auch ich, als ich dieses Jahr nach Costa Rica flog. Der Plan war, mein schlechtes Gewissen aufgrund der sechs Tonnen CO2, die ich allein durch die Anreise verursachen würde, mit meinem Verhalten vor Ort zu beruhigen: klimafreundliche Unterkünfte anstatt All Inclusive, Leitungswasser aus Edelstahlflaschen trinken anstatt Plastikflaschen im Supermarkt kaufen, in einheimischen Restaurants essen und Ausflüge mit lokalen Guides buchen. Umweltfreundliches Reisen, „sanftes Reisen“ oder auch „Ökotourismus“ bedeuten, dass Reisende versuchen, der Natur so wenig Schaden wie möglich zuzufügen. Sie sollen den Naturschutz mitfinanzieren und sich der Kultur des Landes anpassen. Doch ist das realistisch?

Wie, bitte, kompensiert man 6 Tonnen CO2 indem man auf Plastikflaschen verzichtet? Dazu muss man ca. 160 Jahre auf Plastikflaschen verzichten.

(..) Als ich auf dem Rückflug mein Veggie-Menü, das in vier kleine Plastikschalen verpackt war, aß, konnte ich nicht mehr denken: „Hey, wenigstens esse ich kein Fleisch, auch wenn ich gerade erneut sechs Tonnen CO2 in die Welt katapultiere.“ Ich kam mir heuchlerisch vor, das schlechte Gewissen war stärker als je zuvor und mein nachhaltiges Abenteuer gescheitert. Wenn ich das nächste Mal also nicht in vorab gut recherchierten Unterkünfte wohne, bereit bin mehr Geld auszugeben und meinen Flug kompensiere, sollte ich wohl doch lieber Zuhause bleiben. Denn vielleicht geht es nicht mehr darum, ferne Länder auf anderen Kontinenten zu entdecken, sondern sie am Leben zu erhalten.