Fliegen ist nur so billig, weil andere die Kosten tragen

„Am Streik bei Ryanair sind die Passagiere auch selbst schuld: Sie genießen die billigen Tickets und machen sich um die Ausbeutung von Mensch und Umwelt keine Gedanken.“

https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-08/pilotenstreik-ryanair-billigflieger-klimawandel-kosten

Wenn die Piloten streiken hat das mit unserer Geiz-ist-geil-Mentalität zu tun, die sich einen Dreck um die Folgen unseres Verhaltens schert. Mit Passagieren, denen egal ist, für welche Löhne die Leute arbeiten, die sie durch die Luft fliegen, die ihnen das eingeschweißte Sandwich verkaufen oder zwischen Start und Landung noch schnell mal ein Parfum andrehen müssen. Und denen noch egaler ist, welche Wirkung das viele Fliegen auf die Umwelt hat. Deutsche würden für ein billiges Ticket über Scherben kriechen, soll der Ryanair-Chef gesagt haben. Längst ist überall in Europa eine Generation herangewachsen, die nicht mehr weiß, dass Fliegen für sie nur so billig ist, weil andere die Kosten tragen.

„Umweltschützer ärgern wir, wo immer wir können. Eigentlich müsste man die erschießen. Denn die wollen Fliegen so teurer machen, dass es wieder ein Privileg für die Reichen wird.“

Leider stimmt diese Behauptung nicht. Fliegen ist schon jetzt teuer – nur zahlen im Moment andere dafür: die Anwohner von Flughäfen, die durch den Lärm krank werden. Die Bauern, denen durch den Klimawandel die Ernte verbrennt. Die Städter, die nicht mehr arbeiten können, weil es in den Büros unerträglich heiß wird. Nur zahlt dafür der Passagier nicht. Dessen Ticket wird subventioniert, beispielsweise weil es auf Kerosin keine Steuern gibt.

Es irrt auch, wer behauptet, dass höhere Ticketpreise vor allem die Armen treffen. Nicht die Armen fliegen ständig durch die Gegend, sondern die Studentin, die mal eben in Barcelona feiern will. Das Ehepaar mit dem Ferienhaus auf Malle. Ob deren Leben vermasselt wäre, wenn sie mal auf einen Flug verzichteten?