Seit das Bundesverwaltungsgericht vor gut zwei Wochen ein Urteil gefällt hat, das es erlaubt, weiterhin männliche Küken in Deutschland zu töten,
gibt es eine neue Debatte über den Schutz und die Rechte von Tieren.
Man müsste das Verhältnis von Tier und Mensch ganz neu denken, sagt
Björn Hayer. Hayer ist Germanist, sein Forschungsschwerpunkt ist
Tierethik.
Geschredderte Küken,
kraftlos verendende Ferkel, bei Bewusstsein ausblutende Rinder – Bilder,
die sich in den vergangenen Jahren ins Gedächtnis gebrannt haben.
Massentierhaltung eben. Das, was die Bauernhofmotive auf den
Schnitzelverpackungen der Discounter nicht zeigen. Dabei sollten
eigentlich alle sogenannten Nutztiere – laut dem 2002 ins Grundgesetz
aufgenommenen Staatsziel Tierschutz – schmerzfrei leben können, selbst
wenn sie dann von Menschen getötet werden. Doch die Realität ist meist
eine andere. Heimliche Aufnahmen von Reportern und Aktivisten zeigen das
immer wieder.
Um das niedrige Preislevel für Fleisch, Milch und Eier dauerhaft zu halten, bedarf es höchster Effizienz, eines industriell getakteten Ablaufes, der es kaum erlaubt, die Nöte eines Tieres zu berücksichtigen. Dem damit verbundenen Leid der Tiere begegnet die Politik fast ausschließlich mit Appellen an die aufgeklärten Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich an der Supermarktkasse dann aber leider doch für das Sparmodell entscheiden.