https://taz.de/Forscher-ueber-Klimaneutralitaet-2030/!5813510/
Wenn wir 1,7 Grad erreichen wollten, was immer noch deutlich unter 2 Grad liegt, also gerade noch ein Einhalten des Pariser Abkommens wäre, kommen wir auf 2035. Tatsächlich benennen alle relevanten Parteien in Deutschland den 1,5-Grad-Pfad als Ziel. Was das Jahr 2045 in diesem Zusammenhang bedeutet, weiß ich nicht. Das ist nicht wissenschaftlich begründet, sondern relativ willkürlich gewählt.
Bei der COP-Konferenz gab es jetzt zum Beispiel die Zusage Indiens, bis 2070 klimaneutral zu werden. Da sagt man aus deutscher Sicht schnell: Wir sind ja viel besser als Indien, und so wird das nie was. Das halte ich für eine sehr schale Ausrede. Unsere Rechnung ist eine andere: Der indische Pro-Kopf-Ausstoß beträgt weniger als ein Viertel des deutschen. Auf dieser Basis hat Indien im Grunde vier mal so viel Zeit, Klimaneutralität zu erreichen, weil sie von einem viel niedrigeren Level starten – theoretisch sogar bis 2090 oder 2100.
Natürlich. Kohle durch Gas zu ersetzen, ist wie Pest durch Cholera zu ersetzen. Es gibt zwar einen CO2-Rückgang beim Gas, aber der ist so klein, dass uns das Budget in Kürze schon wieder aus dem Ruder liefe. Wir würden einen Riesenaufwand betreiben, der uns vielleicht drei Jahre lang hilft, die Klimaschutzziele zu erreichen. Deshalb müssen wir diesen Schritt überspringen und gleich voll auf Erneuerbare Energien setzen.
Null Autos werden es nicht sein, aber für die kommenden 20 Jahre wäre die Hälfte eine ganz gute Zielmarke. Anderswo gibt es längst gute Beispiele, wie das funktionieren kann: In Kopenhagen wird der Parkraum schon lange um ein Prozent pro Jahr reduziert. Damit weiß ich: Nach 30 Jahren habe ich 30 Prozent weniger Autos, weil es für den Rest einfach keine Stellfläche mehr gibt. Das ist ein funktionierendes Konzept, das man nach Berlin übertragen könnte – vielleicht müsste es hier eine Reduktion von zwei statt einem Prozent sein. Oder wir schauen nach London, wo es über 12 Euro kostet, mit dem Pkw in die Innenstadt zu fahren.