Die Hölle am Himmel

Nie wusste man besser als heute, wie verhängnisvoll das Fliegen ist.

https://www.zeit.de/2018/33/flugverkehr-fliegen-flughafen-chaos-billigflieger-vielflieger/komplettansicht

Wurden 1997 noch 62 Millionen Passagiere gezählt, die in Deutschland in ein Flugzeug stiegen, sind es heute 119 Millionen pro Jahr. Fast doppelt so viele.

Fliegen ist eine Katastrophe für die Umwelt. Das allein ist keine Neuigkeit. Und doch wusste man nie mehr als heute darüber, wie schädlich das Fliegen wirklich ist – und nie wurde dieses Wissen stärker ignoriert: von Politikern wie von Passagieren.

Meteorologen des Max-Planck-Instituts haben berechnet, dass nur infolge des Flugverkehrs jedes Jahr 6000 Quadratkilometer Meereis in der Arktis schmelzen. Das entspricht ungefähr der achtfachen Fläche Hamburgs.

Im Pariser Klimaabkommen – unterzeichnet von 195 Staaten und der EU, die den CO₂-Ausstoß reduzieren wollen, um die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur zu begrenzen – sind die Emissionen des Flugverkehrs nicht einmal berücksichtigt.

Als der Airbus in der Luft ist und die Häuser Hamburgs langsam immer kleiner werden, lästern die beiden über ihren Trockenkuchen und ihre zweite Tasse Kaffee, für die sie extra bezahlen müssen. „Früher gab es den ja umsonst.“ Die Frau faltet säuberlich den Karton ihres Snacks zusammen, lacht über sich selbst. „Ach, das mache ich automatisch. Wegen der Mülltrennung. Aber Müll trennen die hier wohl nicht.“ Sie sagt, es sei die Zeitersparnis, die sie zum Fliegen treibe. Trotz des vollen Flughafens, trotz des schlechten Service. Zwei Stunden brauchten ihr Kollege und sie mit dem Flieger, fünf mit dem Zug. So ganz kann das nicht stimmen, weil die Flugzeit von Hamburg nach Düsseldorf schon eine Stunde beträgt, dazu der Sicherheitscheck, Anfahrt zum und Abfahrt vom Flughafen.

Vielleicht, sagt der Mann mit dem Einstecktuch, spare er auch weniger Zeit, Fliegen fühle sich aber viel schneller an, und es sei genauso teuer wie Bahnfahren. Warum, fragt er, sollte er da die Bahn nehmen, wie vor zehn Jahren? Was ändere sich schon in der Welt, wenn er auf das bisschen Fliegen verzichte? Führen die beiden Geschäftsleute mit der Bahn, anstatt zu fliegen, würde das dem Erdklima den Gegenwert von 60 Kilogramm CO₂ ersparen. Die Hamburger Geschäftsleute haben ihr jährliches Emissionsbudget fast ausgeschöpft, ohne dass sie noch Auto gefahren sind, dass sie gekocht oder ihre Haare geföhnt haben. Nur durch ihre Geschäftsreisen. Solange es bequem und günstig ist zu fliegen, werden Menschen auch weiterhin ins Flugzeug steigen. Es ist wie mit der einen Zigarette oder dem einen Glas Wein: Man wird immer Argumente finden, warum dieser eine Flug schon in Ordnung ist.

Fliegen ist nur deshalb so erschwinglich, weil der Staat es unterstützt. Weil er die Schäden ignoriert, die das Fliegen anrichtet.

Wie aber kann man das große System bewegen? Der Mobilitätsforscher Andreas Knie glaubt: indem man die Menschen zwingt. Seine radikale Forderung lautet: „Das Fliegen innerhalb Deutschlands muss verboten werden!„. Eine Art Notfallmaßnahme

 

Die subventionierte Umweltsau

Eigentlich müssten Gesellschaft und Umweltverbände Sturm laufen gegen die Röhren aus Aluminium und Verbundwerkstoffen. Bei jedem Start verbrennt ein Flugzeug tonnenweise Kerosin. Lärmgeschädigten Anwohnern bleibt nur der Wegzug aus entwerteten Immobilien. Am Boden wird immer mehr Fläche verbraucht, um in zweifelhaften Projekten wie dem Berliner BER neue Infrastruktur fürs Fliegen zu schaffen.

Diese Freiheit wird erhalten durch unversteuerten Kraftstoff. Es ist der größte energetische Skandal der Gegenwart.

Die Zuwachsraten im Luftverkehr sind immens. Fünf Prozent mehr Fluggäste pro Jahr ist das Mindeste, was die Branche erwartet. Wie beim Auto gilt, dass immer mehr Menschen weltweit den Anspruch haben, einen sogenannten westlichen Lebensstil zu führen. Dessen integraler Bestandteil scheint das Grundrecht auf Fernreisen zu sein: der Urlaub auf Kuba, der weihnachtliche Shopping-Trip nach New York oder die Kulturreise nach Rom.

Pro Kilometer werden dabei laut Umweltbundesamt (UBA) knapp 200 Gramm Treibhausgase in die Atmosphäre abgegeben.

Die Behörde widerspricht damit niedrigeren Werten der Luftfahrtlobbyisten, weil die Abgase in großen Höhen einen zusätzlich negativen Effekt haben. Hier wirken Stickoxide und daraus entstehendes Ozon, Wasserdampf und Rußpartikel besonders stark.

78 Prozent der Deutschen finden es falsch, dass Kerosin steuerfrei ist.

…welche immensen Energiemengen allein bei der Lufthansa Group benötigt werden, nämlich die von fast vier Millionen der Einfamilienhäusern. Und das ist nur der Bedarf einer von Dutzenden Airlines.

https://www.zeit.de/mobilitaet/2014-06/luftfahrt-subventionen-flugzeug/komplettansicht

Zieht doch an den Flughafen!

Ja, dahin wo eure Ferienflüge abheben. Euer Easyjet-Wochenende in Barcelona. Euer Sommer in Portugal oder Indonesien. Zieht an den Flughafen. Für die mobilen Großstadtmenschen gehört doch die Klage über airbnb dazu! Also warum nicht an den Flughafen ziehen, wo euer Lebenswandel den Dreck und Lärm verursacht, und dadurch eine hübsche Wohnung im Zentrum freimachen?

https://interaktiv.rp-online.de/flughafen-duesseldorf-fluglaerm

Die Sommerferien sind die flugreichste Zeit im Jahr am Düsseldorfer Airport, mehr als 650 Flieger starten und landen täglich. Diese Zahl soll künftig sogar noch deutlich ansteigen.

Nachhaltige Mehrwertsteuer-Reform – ökologische Wende für Nahrung, Kleidung, Verkehr und Energie

https://weact.campact.de/petitions/okologische-mehrwertsteuerreform-fur-eine-wende-bei-nahrung-verkehr-energie-und-produktherstellung?fbclid=IwAR2wJokRYywhcjuuVIau9e6bfFo_M0JlcX83WzOBLXJwEc82qSUHa2OsKBM

Petition unterzeichnen!

„Bitte reformieren Sie die Mehrwertsteuer, indem Sie sie an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten und sich europaweit dafür einsetzen! 
In den Bereichen Verkehr, Energie- und Nahrungserzeugung sowie bei Haushaltsgeräten sollen dadurch die ökologischen Folgekosten berücksichtigt und nachhaltige Produkte weniger belastet werden. Außerdem soll dadurch ein dauerhaft wirksames Instrument für besseren Tierschutz und faire Arbeitsbedingungen geschaffen werden.“